Die Sauerteigcollage ist eine Technik, in welcher Zeit und das zeitliche Vergären der einzelnen Schritte und Inhalte eine essentielle Rolle einnehmen. Noch lange bevor ein Bild geschaffen wird, sammelt Sauerteig antike, ihn einnehmende Gegenständen wie Hohldornschlüssel, Schreibmaschinen, Marionetten oder Holzköpfe.
Sobald der Moment reif ist, entstehen daraus ineinander verwachsene Skulpturen, die meistens noch Jahre später ergänzt oder erweitert werden. Eine Skulptur ist für Sauerteig selten abgeschlossen, sondern ein mit und durch ihn wachsendes Gebilde.
Ist ein Objekt herangereift, wird es fotografiert und der eigentliche Vergärungsprozess hebt an. In tage-, manchmal wochen- und  monatelanger Arbeit schneidet Sauerteig Abbildungen seiner Objekte am Computer aus und verrührt diese mit digitalisierten, von ihm gesammelten Kupferstichen aus dem 18 J.h. zu einer ihn bewegenden Komposition.

„Es erfüllt mich mit ehrfürchtiger Faszination mit Bildern zu arbeiten, die vor 3 Jahrhunderten durch ein mir völlig unbekanntes Individuum erschaffen wurden. Oft stelle ich mir vor, wie der Schöpfer eines Kupferstichs staunen würde, wie seine Darstellung in ganz neuen Zusammenhängen weiter wirkt.  Meine Bilder enthalten Bilder anderer, die wiederum von anderen inspiriert wurden. Das ist für mich die Überwindung des individuellen Schaffungsprozesses. Meine Collagen sind, entgegen dem heutigen Trend zum egozentrierten Copyright-Wahn, das Ergebnis vieler Ideen, Strömungen und begeisterter Menschen. Etwas allgemeines. Ein im Visuellen verschmolzener Augenblick der über das Individuum aufgehenden Zeit.“

 Ausdrücklich kommt keine KI zum Einsatz. Eine Sauerteig-Collage gärt langsam und menschlich vor sich hin wie reifender Wein, bis sie stimmig verstört und wer weiß, vielleicht in 300 Jahren Quelle für neue visuelle Knotenpunkte sein wird.